,,Warum habe ich derart sang- und klanglos verloren?
Deshalb, weil Lasker der größte Meister des Schachspiels ist, dem ich jemals begegnete,
wahrscheinlich sogar der größte von allen, die je lebten."
Wilhelm Steinitz 1896.
,,...wurde niemand der großen Schachspieler von der überwiegenden
Mehrheit der Schachfreunde und selbst von Meistern so wenig verstanden wie Emanuel Lasker."
J.R. Capablanca
Emanuel Lasker wurde am 24.Dezember 1868 in in dem kleinen deutschen Städtchen Berlinchen in Brandenburg (dem heutigen Barlinek in Polen.) geboren. Sein älterer Bruder
Berthold lehrte den elfjährigen Emanuel Schach.
Im Winter 1888/89 errang Lasker seinen ersten Turniersieg. In
der Meisterschaft des Cafés "Kaiserhof" gewann er alle Partien! Dieser Erfolg
beflügelte den jungen Mann, und er half ihm auch materiell. An den aufgehenden Stern
glaubten seine Freunde und Bewunderer, die mit jedem Monat mehr wurden. Unter ihnen war
auch der Vater seiner künftigen Ehefrau, Jacob Bamberger, der ihn monatlich mit zehn Mark
unterstützte. Bereits im Juni 1889 errang Lasker den Meistertitel, nachdem er das Hauptturnier des Deutschen Schachbundes in Breslau
gewann.
Bald nach dem Sieg in Breslau wurde Lasker zu seinem ersten
internationalen Turnier nach Holland eingeladen. In
einer Reihe von Begegnungen hatten sich die Partner Laskers mit dessen origineller
Behandlung bekannter Eröffnungssysteme auseinander zu setzen. Der junge Meister flößte
den Steinitzschen Prinzipien eine gehörige Portion gesunden Menschenverstandes ein. Viele
entmutigte dies. Im Amsterdamer Turnier belegte Lasker hinter dem englischen Meister Amos
Burn den 2. Platz und spürte dabei zum ersten mal richtig seine Stärke.
Um indes für die weitere Teilnahme an renommierten Wettbewerben
Erfahrungen zu sammeln, um seine Möglichkeiten tiefer auszuloten, kritisch die Vor- und
Nachteile seines Spiels und seiner Wettkampfvorbereitung einzuschätzen, beschließt
Lasker, einige kleinere Wettkämpfe gegen starke Schachspieler auszutragen, die auf
internationalen Turnieren schon Erfolge verbuchen konnten, sich gleichzeitig aber durch
ihren Stil und ihr Herangehen an die Schachkunst voneinander unterschieden.
Im November 1889 besiegte er in Berlin in einem Wettkampf Curt von Bardeleben. Im Dezember desselben
Jahres spielte er einen Wettkampf mit Jacques
Mieses und siegte ebenfalls. Einen Monat später reiste Lasker nach Liverpool, um einen Wettkampf gegen Henry Bird zu spielen.
Nach dem Treffen mit Bird (+7, -2, =3) gewann Lasker zwei
Miniwettkämpfe gegen lokale Schachspieler - gegen N. Miniati in Manchester und F. Lee in
London. Im gleichen Jahr 1890 war Lasker in einem Wettkampf gegen den starken
österreichischen Meister Berthold Englisch erfolgreich (+2, -0, = 3) und beteiligte sich
an zwei Turnieren: in Berlin, wo er mit seinem Bruder den ersten Preis teilte, und in
Graz, wo er hinter Makovetz und Bauer nur Dritter wurde.
1891 reiste Lasker nach London, um einen Schachpavillion auf
einer deutschen Ausstellung zu betreiben. Er blieb in London für die nächsten 2 Jahre.
1892 belegte er den 1.Platz in einem Londoner Turnier vor Henry Blackburne. Dann besiegte
er Blackburne mit +6, =4 in einem Match. Danach
wollte Lasker nach Amerika reisen, in der Hoffnung ein Match gegen Steinitz
um die Weltmeisterschaft spielen zu können. Bevor
er sich aber mit diesem Vorsatz über den Ozean begab, spielte er noch einen Trainingswettkampf mit Henry Bird. Danach trat er die
Reise nach Amerika an.
Bei Ankunft in New York gerät Lasker erneut in den Strudel des
Schachlebens. Er erklärt sich sofort bereit, die Herausforderung jedes beliebigen
Meisters anzunehmen, verlangte dafür aber das zu jener Zeit angemessene Honorar von 375
Dollar. Nur so war die unsichere Position eines Berufsschachspielers aufrechtzuerhalten.
Bald hatte Lasker mit den stärksten Spielern des Manhattan-Schachklubs die Klingen
gekreuzt, wobei er 18 von 21 Partien gewann.Danach besiegte er den amerikanischen Champion
Jackson Showalter in einem Wettkampf mit +6, =2,
-2.
In dieser Periode besuchte Lasker das von der Romantik
ruhmvoller Schlachten um die Weltmeisterschaft zwischen Steinitz
und Tschigorin umwobene Kuba. Hier trat er zu Miniwettkämpfen gegen die stärksten
Schachspieler des Landes, Golmayo und Vasquez, an, die er mit + 2, -0, = 1 bzw. + 3, - 0,
= 0 gewann.
Im Herbst 1893 erzielte Lasker auf dem New Yorker
Internationalen Turnier ein überwältigendes Resultat, als er alle 13 Partien siegreich
gestaltete. Unter den Teilnehmern befanden sich der bekannte österreichische Meister
Adolf Albin, der aus Warschau kommende Jan Taubenhaus, die Amerikaner Jackson Showalter,
Judgin Delmar sowie die neue Hoffnung der USA, der 21 jährige Harry Nelson Pillsbury.
Im Mai 1894 begann Lasker sein Match mit Wilhelm Steinitz in New York um die
Weltmeisterschaft. Er gewann mit +10, =4, -5. Emanuel Lasker war mit 25 Jahren
Weltmeister. Er bekam $2,000 Preisgeld.
Ende 1894 kehrte Lasker nach Europa zurück.Als erstes stattete
er seinen Verwandten einen Besuch ab. Doch schon früher eingegangene Verpflichtungen
zwangen ihn, seine Abreise nach England zu beschleunigen. Hier hielt er eine Serie von
Vorträgen. Sie widerspiegelten im Grunde genommen das Credo des jungen Weltmeisters über
die Hauptprobleme der Schachkunst. Noch im Jahre 1895 wurden zwölf Lektionen in Form
eines kleinen Buches unter dem Titel ,,Gesunder Menschenverstand im Schach" in London
veröffentlicht. Schach ist ein Kampf zwischen zwei Intellekten. So lautete das
durchgehende Motiv dieses Buches, das fortan auch zum Hauptpostulat der
schachlich-philosophischen Gesamtkonzeption Laskers wurde.
Lasker belegte den 3.Platz in Hastings
1895 hinter Pillsbury und Tschigorin.
Im Januar 1896 gewann er das Viermeisterturnier in St. Petersburg vor Steinitz,
Pillsbury, und Tschigorin. Ebenfalls 1896 gewann er in Nürnberg
mit +12, =3 und -3. Im November 1896 begann der Revanchekampf
Lasker - Steinitz um die Weltmeisterschaft in Moskau. Lasker besiegte wieder Steinitz und
zwar mit +10, =5 und -2.
1897 trat Lasker in die Heidelberger Universität ein, wechselte
dann 1900 an die Universität von Erlangen, wo er 1902 den Doktortitel in Mathematik
erhielt. Seine Dissertation war über Geometrie und Algebra. Er war gut mit Albert
Einstein befreundet.
Lasker gewann das Londoner Turnier 1899 4 Punkte vor dem
übrigen Feld, mit +18, =7 und -1. Der Verlust war gegen Henry Blackburne.
Lasker gewann das Turnier von Paris 1900 mit +14, =1 und -1.
Lasker spielte in Cambridge
Springs 1904 und belegte zusammen mit Janowsky den 2.Platz. Das Turnier wurde von
Frank Marshall gewonnen. Lasker blieb in den Vereinigten Staaten und begann im November
1904 mit der Herausgabe von LASKER'S CHESS MAGAZINE". Er gab das Magazin bis
1909 heraus.
1906 wurde die Rice Gambit Association" gegründet
und Lasker wurde ihr Sekretär.
Im Juni 1906 gewann Lasker die 19.New York State Meisterschaft.
Nach 10 jähriger Pause gab es 1907 wieder einen Weltmeisterschaftskampf. Er fand statt zwischen
Emanuel Lasker und Frank Marshall in New York, Philadelphia, Washington DC, Baltimore und
Memphis. Lasker gewann mit +8 und =7.
1907 veröffentlichte Lasker ein Buch mit dem Titel
Kampf", ein Buch über Philosophie.
Im August 1908 verteidigte Lasker seinen Weltmeistertitel gegen
Siegbert Tarrasch. Das Match fand in Düsseldorf
und München statt. Lasker gewann mit +8, =5 und -3. Das war das erste Mal, dass bei einem
Weltmeisterschaftskampf Sekundanten dabei waren. Für gewisse Zeit glaubte Lasker,
Tarrasch habe hypnotische Kräfte und wollte mit ihm in einem separaten Raum spielen.
Lasker erhielt 4,000 Mark Preisgeld.
1909 siegte Lasker gemeinsam mit Akiba Rubinstein in St. Petersburg. Lasker gewann 13 Partien, spielte 3 mal
remis und verlor zweimal. Später im gleichen Jahr spielte Lasker zwei Matches gegen David
Janowsky. Das erste Match in Paris endete unentschieden und das 2.Match gewann Lasker.
Dieses Wettkämpfe gingen nicht um die Weltmeisterschaft. Das Match wurde durch einen
reichen Maler gesponsert, der Lasker 7,000 Francs dafür bezahlte, dass er ein Match gegen
Janowsky spielte.
Im Januar 1910 verteidigte Lasker seinen Titel gegen Carl
Schlechter in Wien und Berlin. Lasker gewann die 10. und letzte Partie und hielt dadurch
das Match unentschieden mit +1, =8, -1.. Wenn Schlechter diese Partie über 71 Züge remis
gehalten hätte, wäre er der neue Weltmeister gewesen. Es war ursprünglich als Match
über 30 Partien geplant, aber mangels Sponsoren auf 10 Partien verkürzt worden. Die
Bedingungen des Matches wurden nie veröffentlicht uns es ist unklar, ob es sich um einen
Weltmeisterschaftskampf gehandelt hat. Aber nach dem Wettkampf wurde es allgemein als
Weltmeisterschaftskampf angesehen und Lasker zum Sieger erklärt. Lasker erhielt 1.000
Mark für jede Partie. Schlechter verhungerte später nach dem 1.Weltkrieg.
Im November, 1910 verteidigte Lasker wiederum seinen Titel,
diesmal gegen Dawid Janowsky in Berlin. Lasker gewann mit +8, =3, -0. So hatte Lasker vier
Weltmeisterschaftskämpfe in vier Jahren gespielt. Dann, nach 11 Jahren ohne
Weltmeisterschaftskampf, setzte er seinen Titel innerhalb von 13 Monaten 3 mal aufs Spiel.
Es sollte weitere 11 Jahre dauern, bevor es einen neuen Weltmeisterschaftskampf geben
sollte.
1911 heiratete Lasker Martha Kohn [Mädchenname: Martha
Bamberger], die Witwe von Emil Kohn, dem Inhaber eine Pianoforte Fabrik. Lasker traf die
Kohns irgendwann 1902/1903 und war seit dieser Zeit eng mit ihnen befreundet. Emil Kohn
war während der letzten Jahre seines Lebens sehr krank und ans Bett gefesselt, aber es
gibt folgende nette Anekdote: das Match Laskers gegen Tarrasch im Jahre 1908 war in einer
kritischen Phase. Nach einem sehr guten Start war Lasker in den Partien 8, 9 und 10 nur
mit Mühe in der Lage gewesen, wenigstens 2 Partien remis zu halten. Lasker bat Martha
nach München zu kommen um ihn zu unterstützen, aber Martha wollte ihren kranken Mann
nicht allein lassen. Da sagte Emil zu seiner Frau: "Wir können nicht unseren Freund
im Stich lassen, wenn er uns braucht. Du nimmst am Besten den nächsten Zug nach
München!" Also fuhr Martha hin und schaute der nächsten Partie zu, um Lasker zu
ermutigen. Und tatsächlich gewann er wieder in überzeugendem Stil. Email Kohn starb an
seiner Krankheit 1910 und ein Jahr später heirateten Martha und Emanuel Lasker. Er war 42
und sie war 43 Jahre alt.
Lasker's nächstes Turnier war St. Petersburg 1914. Lasker
gewann mit einem halben Punkt Vorsprung vor José Capablanca. Lasker erhielt 4,000 Rubel
Handgeld, damit er überhaupt am Turnier teilnahm. Dies war das erste Mal, dass ein
Schachspieler Startgeld bekam. Zar Nikolaus II. verlieh den ersten fünf Siegern Lasker,
Capablanca, Aljechin, Tarrasch und Marshall den Titel Großmeister des
Schachs". Lasker plante, mit Akiba Rubinstein ein Match um die Weltmeisterschaft zu
spielen, als der 1.Weltkrieg ausbrach. Capablanca forderte ebenfalls Lasker heraus und
wollte gegen den Sieger aus dem Match Lasker - Rubinstein spielen. Aber der 1.Weltkrieg
verhinderte all diese Pläne.
Während des Krieges hatte Lasker seine gesamten Ersparnisse in
Kriegsanleihen investiert und verlor so sein ganzes Geld. Er versuchte Tauben zu züchten,
aber die Tauben, die er gekauft hatte, waren alle Männchen. Nach dem Krieg gewann er 1918
ein starkes Turnier in Berlin.
1920 hatte Lasker seinen Titel bereits kampflos an Capablanca
übergeben. Aber dann erhielt er $11.000, um ein Match über 24 Partien mit Capablanca in
Havanna zu spielen. 1921 trafen Lasker und Capablanca in Havanna zu ihrem Match um die
Weltmeisterschaft aufeinander. Lasker war 52 Jahre alt und Capablanca 32 Jahre. Lasker
verlor seinen Titel mit +0, -4, =10. Lasker war 27 Jahre und 337 Tage Weltmeister gewesen.
1923 gewann Lasker in Mährisch-Ostrau (jetzt Ostrava
Tschechien) mit +8, -0 und =5.
1924 gewann Lasker das Internationale Turnier in New York vor
Capablanca und Alexander Aljechin. Dies war Laskers letzter Turniersieg. Von 1895 bis 1924
hatte Lasker in 10 großen Turnieren gespielt. In 8 davon trug er den 1.Preis davon,
einmal wurde er zweiter und einmal dritter. In 30 Jahren Turnierspiel gewann er 119
Partien, spielte 46 mal Remis und verlor 18 Partien. Das ist eine Ausbeute von 78 Prozent
in Weltklasseturnieren. Lasker erzielte auch mit fortschreitendem Alter gute Ergebnisse.
Er wurde Zweiter in Moskau 1925. 1926 schrieb er das Lehrbuch des Schachspiels"
(deutsche Ausgabe) und 1927 folgte die englische.
Emanuel Lasker kehrte 1927 nach Berlin zurück befasste sich mit
Bridge und Go. Er wurde ein international renommierter Spieler und Meister im Bridge. Er
war Kapitän der deutschen Mannschaft bei der Bridge Olympiade. 1933 wurden Lasker und
seine Frau gezwungen, Deutschland zu verlassen, ihr Vermögen wurde konfisziert, da sie
Juden waren. Lasker ging 1933 nach England, 1935 in die UdSSR und 1937 schließlich nach
New York in die USA.
Lasker belegte den 5.Platz in Zürich 1934, den 3.Platz in
Moskau 1935, den 6.Platz in Moskau 1936 und den 7.Platz in Nottingham 1936. Im Oktober
1937 zog Lasker nach Manhattan in New York und lehrte dort Schach und Bridge. Er
verbrachte seine Zeit damit, philosophische Artikel und ein Buch über die Gesellschaft
der Zukunft zu schreiben.
Am 11.Januar 1941 starb Emanuel Lasker im Mount Sinai Hospital
in Manhattan. Ungefähr zur selben Zeit starb seine Schwester in einer Gaskammer des
Dritten Reiches. Lasker hatte seinen Titel in 26 Jahren siebenmal verteidigt. Seine
geschätzte Elozahl beträgt 2720. Er gewann 52, remisierte 44 und verlor 16 Partien in
den Weltmeisterschaftskämpfen und erzielte so 74 Punkte aus 112 Partien. Sein Prozentsatz
an Gewinnpartien ist mit 66 Prozent der höchste aller Weltmeister.