Breslau 1889/ Hauptturnier des deutschen Schachbundes

Partien im Format: PGN Partien im Format: ChessBase 6.0

Erhalten sind 5 Partien Laskers, darunter die Partie gegen Lipke und Feyerfeil und die Entscheidungspartie gegen Feyerfeil

lask1892.jpg (15511 Byte)
Emanuel Lasker

Der 20-jährige Emanuel Lasker erlangte durch seinen Sieg in Breslau 1889 den Titel eines Deutschen Meisters. Tatsächlich gewann Lasker das Turnier durch Zufall. Das trug sich folgendermaßen zu: Es gab zwei Hauptanwärter auf den 1.Platz, Lasker und von Feyerfeil. Lasker hatte gegen Feyerfeil verloren, während Feyerfeil zweimal Remis gespielt und eine Hängepartie gegen Lipke hatte. Diese Hängepartie war ein Endspiel mit Turm, Springer und 2 Bauern (Feyerfeil) gegen 2 Läufer, Springer und 2 Bauern (Lipke), das Feyerfeil höchstwahrscheinlich hätte Remis machen können und damit das Turnier mit einem halben Punkt Vorsprung vor Lasker gewönnen hätte. Aber nach Wiederaufnahme der Partie vergaß er, einen seiner Bauern aufzustellen und verlor die Partie nach 121 Zügen! Nun war er punktgleich mit Lasker und eine Entscheidungspartie musste gespielt werden, welche Lasker gewann. Der Fehler wurde erst einige Tage später bemerkt. Von Autoren, die diesen kuriosen Fall anführen, wird des öfteren behauptet, Lasker hätte sich wahrscheinlich vom Schach zurückgezogen, wäre er nur Zweiter geworden. Doch erscheint eine derartige Schlussfolgerung abwegig: Die Liebe zu diesem Spiel und der Ehrgeiz hätten das Ihrige getan!

Die von Lasker in diesem Turnier gespielten Partien zeigen, dass er modischen Eröffnungsstrukturen aus dem Wege ging, ohne dabei schlechtere Stellungen zu erhalten. Trotzdem hatten seine Kontrahenten den Eindruck, dass er ihren Absichten entgegenkäme. Es war, als würde er seinem Gegenüber zuflüstern:

Wollen Sie das Spiel in ruhige Bahnen lenken? Bitte! Möchten Sie angreifen? Meinetwegen! In Wirklichkeit verhielt sich alles weitaus komplizierter. Selbst nach einem mehrfachen Abtausch zeichnete sich auf Seiten Laskers ein merkliches Übergewicht ab. Und wenn er Chancen auf Angriff einräumte, wurde dieser bald geschickt pariert, und er konnte als Verteidiger einen Materialvorteil verbuchen. Charakteristisch ist in dieser Hinsicht u. a. die Partie gegen seinen Altersgenossen und begabten deutschen Schachspieler Paul Lipke.