Einen Monat
nach seinem Wettkampf gegen Mieses später überquerte Emanuel Lasker erstmals den Ärmelkanal. Er reiste zum Wettkampf gegen Henry
Bird (1830-1908) nach Liverpool, der lange Zeit als einer der stärksten Schachspieler
Englands galt. So nahm Bird schon am ersten Londoner Internationalen Turnier 1851 teil.Obwohl Bird bereits 60 Jahre alt war, betrachtete Lasker das
bevorstehende Match als eine ernsthafte Prüfung. Und er irrte sich nicht. Der Auftakt
verlief für ihn allerdings äußerst günstig: In den ersten fünf Partien errang er drei
Siege, und alle mit Schwarz! Die beiden Partien, in denen er Weiß hatte, dauerten jedoch
jeweils fast 60 Züge und zeugten davon, welch erstaunliche Zähigkeit und Findigkeit der
Veteran des englischen Schachs an den Tag legte.
Vielleicht hätte Bird auch mit Weiß mehr erreicht, wäre er
nicht so hartnäckig seiner Lieblingswaffe 1.f2-f4 treu geblieben. Dieser Spielanfang, der
heute ihm zu Ehren die Bezeichnung Bird- Eröffnung trägt, gestattet Schwarz, die Chancen
mühelos auszugleichen. Schon darin lag ein psychologisches Plus Laskers,
weil sich der englische Meister moralisch verpflichtet fühlte, den Anzugsvorteil zu
nutzen und auf Gewinn zu spielen. Meist bedeutete dies, dass er die Stellungen überzog. Lasker begann die ersten drei Partien, in denen er Weiß hatte, mit
1.e4. Bird antwortete darauf 1.... c5. Weiß gelang es in keinem Fall, ein nennenswertes
Übergewicht zu erzielen. Diese Partien (die 2., 4. und 6.) dauerten insgesamt 174 Züge!
Dies führte dazu, dass Lasker alle weiteren Weißpartien (die
8., 10. und 12.) mit 1.d4 eröffnete.